Archivprojekt: FRAZ digital


Frauen-Öffentlichkeit geht online
«Wo ist die FRAZ?» fragen wir uns 2022. Die Emanzipation, die Lesbenfront, die ROSA und Olympe sind längst digitalisiert – nur die Frauenzeitung FRAZ (1974–2009), jahrzehntelang die grösste feministische Zeitschrift der Schweiz, fehlt.
Wir fragen bei e-periodica an, bald liegt eine Offerte auf dem Tisch. Dank der Unterstützung des Vereins Frauenzentrum Zürich wird das Projekt möglich. Nun gilt es noch, ehemalige Redaktorinnen um ihre Einwilligung zu bitten. Mit Hilfe von Madeleine Marti, Archivarin, Aktivistin und FRAZ-Autorin der ersten Stunde, entsteht eine Kontaktliste. Mails gehen raus, Zusagen treffen ein – mit Ausnahme der letzten Jahrgänge, die offline bleiben.
Herbst 2024: Die FRAZ ist online. Ein Meilenstein feministischer Erinnerungskultur!
Natürlich feiern wir das – wo sonst als in der fraum, einst Pudding Palace, Treffpunkt der Frauenbewegung und FRAZ-Redaktion. Am 16. Mai 2025 treffen sich Generationen von Feministinnen, wir feiern die FRAZ, auch noch einmal die Digitalisierung der Lesbenfront.
Spuren, Geschichten, Begegnungen: Feministische Vergangenheit und Gegenwart werden lebendig. Wir feiern feministische Öffentlichkeit.
Buchprojekt:
Geschichte der Villa Kassandra

Die Villa Kassandra – Raum für feministische Bildungsarbeit und Bewusstseinsbildung von Mitte der 1980er- bis in die 1990er-Jahre.
Knotenpunkt der Frauenbewegung
Mitte der 1980er-Jahre, im jurassischen Damvant: Frauen kaufen eine alte Villa und verwandeln sie in einen Ort, an dem neue Arbeits- und Lebensmodelle ausprobiert werden. Hier wird gemeinsam gewohnt, renoviert, gearbeitet, gestritten, gelacht. Hier entstehen Netzwerke, Ideen, Politik.
Die Villa Kassandra wird zu einem Knotenpunkt der Frauenbewegung. Auch heute wesentliche Fragen zeigen sich: Wie werden Frauenräume geschaffen, gestaltet, organisiert und losgelassen? Was verbindet und was trennt Frauen in ihrer Unterschiedlichkeit? Welche Formen der Politik haben Frauen entwickelt und wie vermittelt sich feministische Erfahrung?
«Es war eine Zeit voller Aufbruchstimmung, Lernbereitschaft und Optimismus. Eine wertvolle und unvergessliche Zeit.»
– Christina Thürmer-Rohr, Sozialwissenschaftlerin
Wir sprechen mit damals engagierten Frauen und forschen im Archivbestand der Villa Kassandra im Sozialarchiv Zürich. Wir erzählen die Geschichte für ein breites Publikum mit Bezug zu heute und zum eigenen Alltag.
«Vielfältiges Tun und Sein gingen hier so fliessend ineinander über wie an keinem anderen Ort.»
– Ingrid Rusterholtz, Gleichstellungsbüro Basel-Stadt
Unterstützt wird das Projekt vom Ellen Rifkin Hill Fonds, dem Sozialarchiv Zürich, der Stiftung zur Erforschung der Frauenarbeit und dem Verein Frauenzentrum Zürich.
Mehr hier:
- Eine Wette eingehen – Von den Anfängen der Villa Kassandra. In RosaRot – Zeitschrift für feministische Anliegen und Geschlechterfragen.
- Podcast Emanzenton #12 zur Villa Kassandra, von Nadia Brügger und Terre des Femmes Schweiz
- Ein Gespräch über Frauenräume, warum es sie auch heute braucht: Im Projekt 100 Frauen von Fatima Vidal.



Dok-Film: Welterfolg Zürcher Seide – Nachkommen auf den Spuren einer vergessenen Industrie

Zürcher Seide – Glanz und Niedergang einer Weltindustrie
Einst war die Zürcher Seide weltberühmt – heute ist sie fast vergessen. Der Film lässt mit Archivmaterial und Familiengeschichten den Aufstieg, den Glanz und das Ende dieser Leitindustrie wieder aufleben.
Bettina Stehli und Alexis Schwarzenbach führen als Nachkommen und Historiker:innen zweier Seidenfamilien durch eine Spurensuche zwischen Luxusstoffen, harter Arbeit und dem Erbe einer glanzvollen Epoche.
Ein packender Blick auf ein Stück Schweizer Wirtschaftsgeschichte, das bis heute nachwirkt.
Der Film von Helen Stehli-Pfister ist noch bis 24.12.2025 in synchronisierter Fassung auf der 3sat-Mediathek zu sehen.


Debatte: Dame spielen statt Schach. Weitere Gedanken zu einem merkwürdigen Jubiläum
Im Gegensatz zu [Regula] Ludi will ich 1971 durchaus als «Bruch in der schweizerischen Demokratiegeschichte» interpretieren. Ich denke nämlich nicht, dass sich durch das Tun der Frauen nichts geändert hat. Vielmehr hatten die Gegner des Frauenstimmrechts völlig recht damit, einen «Zerfall der Ordnung» zu fürchten, sobald sich die Frauen in die Politik einmischen.
Die alte Ordnung ist am Zerfallen, und dies auch wegen der feministischen Bewegung. Dabei ist es notwendig wahrzunehmen, welche neuen emanzipativen Ordnungen geschaffen werden.
Dieses Wahr-Nehmen ist entscheidend und nicht lediglich eine Frage der Perspektive. Es geht um mehr. Es geht, mit der Philosophin Chiara Zamboni gesprochen, um die Frage, welchen Spieleinsatz wir wählen. Theorien sind unser Einsatz in dieser Welt. Und es macht einen Unterschied, ob wir Dame spielen oder Schach.
Ausstellung: Was wollt ihr denn noch? 50 Jahre Frauenstimmrecht in Zürich


Sind 50 Jahre Frauenstimmrecht Grund zu feiern oder sich zu empören?. Wir behaupten: Und wie wir feiern sollten! Denn seit Einführung des Frauenstimmrechts ist so vieles geschehen und dies eben nicht aus Zufall! Es ist besonders dem Einsatz vieler Frauen in den Parlamenten, auf der Strasse, an den Küchentischen und an der Urne zu verdanken, dass auch auf rechtlicher Ebene etwas geschieht – wenn auch in einer kaum auszuhaltenden Zähigkeit!
Ausstellung im Stadthaus Zürich, 4. Juni bis 18. Dezember 2021
50 Jahre Frauenstimmrecht in Zürich – Was wollt ihr denn noch?
Die Ausstellung würdigte das Engagement der Frauen in Zürich, die mit Mut und Lust für ihre Vorstellungen einer demokratischen Gesellschaft einstanden und einstehen. Einführung.
Kuratorium: Lou-Salomé Heer und Bettina Stehli
Ausstellungsgestaltung und Grafik: Philipp Graf und Martin Stillhart, Stilgraf
In Zusammenarbeit mit Ginger Hobi-Ragaz herstorycollectors entstanden vier Filme:
- Anja Suter über körperliche Selbstbestimmung
- Ursula Grandy und Isabel Tuor: Wie macht man eine Lohnklage?
- Leena Rashid über unverzichtbare Arbeit in Frauenhäusern
- Elisabeth Joris: Warum dauerte es so lange?
Was wollt ihr denn noch?
Was wäre wenn in Zürich doch noch ein Frauenkulturpalast entsteht oder ein Frauenmuseum? Es gäbe gerade in der Schweiz mit ihrem so lange anhaltenden, schwerwiegenden Demokratiedefizit genug Anlass. Was wäre, wenn das Orte wären, an denen unterschiedlichste Frauen Geschichte und Zukunft verhandeln können und zwar nicht im Sinne der dringlichen Notwendigkeit, sondern im Sinne einer ganz selbstverständlichen Präsenz im öffentlichen Raum?
Mehr hier:
Bettina Stehli: Dame spielen statt Schach. Weitere Gedanken zu einem merkwürdigen Jubiläum. In: Traverse. Zeitschrift für Geschichte 30/2023.






Forschung: Ein gemeinsamer Raum – Unerzählte Schweizer Frauengeschichte(n)


Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds und der Universität Bern (IZFG)
Die Nutzung und Erschaffung kultureller, sozialer, imaginärer und physischer Räume ist konstitutiv mit politischer und sozialer Teilhabe verbunden. Ausgehend von dieser These erforschen wir gemeinsam mit Corinne Rufli und Fabienne Amlinger Frauen- und Lesbengeschichte aus akteurinnenzentrierter Perspektive, verbinden dabei Oral History mit Archivrecherchen und theoretischen Überlegungen aus Feminismus, Gender Studies, Kultur- und Geschichtswissenschaften.
Mehr:
- Frauengeschichte erforschen: Projektbericht für die Zeitschrift GenderStudies
- Zur Praxis der Generationengespräche: Artikel für die Zeitschrift aep Informationen.